Freudenlied auf den dritten September
zur Gedächtnisfeier des Translationsfestes vom Schauenberg.
1811 und 1911


1. Steig vomHimmel aud die Erde,
Du beglückte Engelschar!
Hilf begleiten uns're  Werte,
Bringe Lorbeerkränze dar.
Himmelsgeister lasst Euch nieder;
Heut besteigt Maria wieder
Ihren lang verlass'nen Thron,
Flechtet ihr die Siegeskron.

2. Streuet Veilchen, Lilien, Rosen,
Auf den Weg der Siegerin;
Auf den Weg der Makellosen,
Auf den Weg der Königin.
Himmelsgeister...

         3.Eure Harrfen lasst erklingen,
           Helft solemnisieren heut ;
           Helft uns schöne Hymnen singen.
           Himmel, teile unsre Freud.
            Himmelsgeister...

   4. Strömt herbei, ihr Christen alle,
      Schliesset Euch an ihr Geleit;
      Und ertöne weit und breit.
      Himmelsgeister...

5. Denkt nicht mehr an jene Stunden,
Wo der Unglaub hat gesiegt;
Nein, sie sind jetzt schon verschwunden.
Gottesfeinde sind bekriegt.
Himmelsgeister...

6.Kommt nur Christen, jene Quelle
Die solang versieget war,
Fliesst auf's neue rein und helle,
Zu dem Trost der Pilgerschar.
Himmelsgeister...
 

7.Andacht geb Euch Adlersflügel,
Schwingt Euch auf mit frohem Sinn;
Flieget über Tal und Hügel,
Eilet zu der Mutter hin.
Himmelsgeister...

 8. Sei gegrüsst, Olivenzweige!
Die den Frieden kündet an.
Allzeit dich barmherzig zeige
Jenen die sich deiner nah'n.
Himmelsgeister...
 

9. Bleib bei uns zu allen Zeiten,
In den Nöten Helferin!
Lass nicht mehr dich von uns scheiden,
In der Trübsal Trösterin !
Himmelgeister..

 10.Hör nicht auf uns zu beglücken,
Wie du es vorhin getan.
Wird der Sünde Last uns drücken,
Zeig was deine Güte kann.
Himmelsgeister...

11.Schick uns zu des Himmels Segen,
Treib von uns die Hungersnot;
Giess auf trockne Felder Regen,
Dass sie wieder geben Brot.
Himmelsgeister...

12. Jungfrau, Mutter voll der Gnaden,
Steh uns bei zu jeder Zeit.
Bricht einst unser Lebensfaden,
Führ uns in die Seligkeit.

 


Wallfahrtslied von Schauenberg.

Berg Hoburg (1) im Elsass, anmutig und schön!
Zum Himmel hinweisen die lieblichen Höh'n.

Ave, ave, ave Maria,
Ave, ave, ave Maria.

Gott hat für Maria den Ort hier erwählt;
Drum höret das Wunder, von Alten erzählt:
Ave.

Der Berg war einst feurig; doch war es kein Brand.(2)
Er leuchtet ganz sonnig hinab in das Land.

Ave.

Das Volk ruft erstaunend: « Schaut an den Berg dort! »
« Schaut an den Berg » nennt es den heiligen Ort.
Ave.

Und Ulrich, der Bruder, von Andacht bewegt,
Am Berg zur Kapelle den Grundstein er legt.
Ave.

Den Bau will verhindern die höllische Macht;
Doch Gott hat die Bosheit zu Schanden gemacht.
Ave.

Es pflegte nun Ulrich als Einsiedier hier
Sankt Ulrichs Kapelle, dem Heil'gen zur Zier.
Ave

Dahin kommt ein Pilger, grüsst Ulrich fromm,mild,
Und sagt ihm: « Ich bringe ein Marienbild ».
Ave.

Er sagt' nun noch weiter: « Aus Hessen ich komm;
Dort lebt die Landgräfin andächtig und fromm.(3)
Ave.

Sie ist schwer erkranket, dem Tode schon nah;
Kein Mensch kann sie retten; doch Hilfe sie sah.
Ave.

Ein Bildlein Marias im Zimmer sie hat;
Zu ihr sie sich wandte; um Hilfe sie bat.
Ave.

Und trag es ins Elsass auf « Schau-an-Bergs » Höh'n;
Ave.

Dann wirst du gesunden, froh leben manch Jahr;
Doch bringe reich Opfer dort auf den Altar.
Ave,

Sie dankte Maria und gibt Gott die Ehr';
Und schickt mich gar eilig als Bote hieher. »
Ave.

Jetzt stellt er das Bildchen dort auf den Altar
Und fleht für die Gräfin so innig fürwahr.
Ave.

Nachdem er gebetet, geopfert gar viel,
Will er in die Heimat; erreicht ist sein Ziel.
Ave.

Bei sich er nun dachte: Ich bringe zurück
Der Gräfin das Bildchen; es ist ja ihr Glück.
Ave,

Doch wieder ein Wunder, sein Staunen ist gross:
Er bringt von der Stelle das Bildchen nicht los.
Ave.

Maria will bleiben, will hier verehrt sein
Und Gnaden hier spenden an Gross und an Klein.
Ave.

Er macht' in der Heimat das Wunder froh kund
Und fand so zu Hause die Gräfin gesund.
Ave.

Seit langer Zeit wallen viel Pilger hieher
Und beten und singen Maria zur Ehr'.
Ave.

Sankt Francisci Söhne belehrten so gern
Mit Eifer die Pilger von nah' und von fern.
Ave.

Der Unglaub (4) zerstörte den heiligen Ort
Und trieb so die Diener des Gnadenorts fort.
Ave.

Die göttliche Mutter, sie musste auch flieh'n, —
Der Höllenmacht weichen, nach Pfaffenheim zieh'n.
Ave.

Der Finsternis Wolken verziehen sich bald;
Die Hymne des Friedens gar lieblich erschallt.
Ave.

Man baute die Kirche von neuem gar schön (5)
Und alles blickt freudig nach « Schau-an-Berg-s » Höh'n.
Ave.

Das Bild wird getragen mit Musik und Klang
Zurück im Triumpfe mit frommem Gesang.
Ave.

Seht thronen Maria, das heilige Bild
Im Tempel der Gnade gar lieblich und mild !
Ave.

Marias Hand spendet hier Gnaden so reich;
Die Kranken da finden den Siloa Teich
Ave.

Ja, Alle, die treulich Maria anfleh'n,
Die werden nicht trostlos von Ihr hier weggeh'n
Ave.

Dein Kindlein. uns segne, o himmiische Frau;
Heiss' Segen es spende gleich mildreichem Thau !
Ave.

Beschütze uns Mutter, in Angst und in Not;
Dein Kindlein uns zeige im bitteren Tod !
Ave.

0 Hilfe der Christen, o führe uns Du
Zu Jesus in Himmel, zur ewigen Ruh'!
Ave, ave, ave Maria,


(1) Schauenberg- hiess früher Berg- Hoburg.
(2) Im Jahre 1400.
(3) Im Jahre 1446.
(4) Die französische Revolution.
(5) Nach der französischen Revolution.